Atemmeditation: So wunderbar ist das Leben gemischt
Die Corona-Krise hat oder hält noch viele von uns in Atem. Andere können schon wieder durchatmen – und auch die „atmende Organisation“ hat es in unseren Sprachgebrauch geschafft.
Wie wichtig das Atmen ist, merken wir dann, wenn uns das Atmen schwerfällt, wir im Stress das Durchatmen vergessen oder uns der Atem fehlt. Kurzum: Atmen hält uns am Leben und erhält das Leben. Und Atmen kann noch mehr: Es kann uns in das innere Gleichgewicht bringen, unsere innere Mitte finden oder uns resilienter werden lassen. Um uns das Atmen bewusst zu machen, freuen wir uns, dass uns unsere Gastautorin Heike Sieber heute eine Meditations-Übung in Form eines BLOG-Beitrags schenkt.
Nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit für diese Übung, die uns Heike Sieber aus ihrer jahrzehntelangen Tätigkeit als zertifizierte Yoga Lehrerin (BdY) mitgibt, um zu Ruhe und Gelassenheit zu finden … und gerade in diesen herausfordernden Zeiten auch ein Stück Lebenskraft zu gewinnen.
Atemmeditation
von Heike Sieber, Yogalehrerin
Im Atemholen sind zweierlei Gnaden:
Die Luft einziehen, sich ihrer entladen;
Jenes bedrängt, dieses erfrischt;
So wunderbar ist das Leben gemischt.
Du danke Gott, wenn er dich preßt,
Und dank ihm, wenn er dich wieder entläßt.
Das Atemgedicht von Johann Wolfgang Goethe beschreibt uns den Vorgang des Atems, so wie er den Atem wahrnimmt. Er meint, er müsse aktiv beim Atemholen sein, ihn einziehen und wieder entladen.
Wir wollen in dieser Meditation den Atem, unseren besten Freund, genauer betrachten und vielleicht etwas ganz Anderes feststellen.
Setze dich aufrecht auf einen Stuhl, die Füße geerdet auf dem Boden, die Schultern dürfen etwas sinken, die Hände liegen locker auf den Beinen. Überprüfe deine Haltung, sie soll angenehm für dich sein. Atme in deinem Rhythmus aus und ein. Bleibe bei dieser gleichmäßigen Atmung, während du den Atem in seinen Vorgängen genauer erfühlst.
Nach einem Ausatmen nimmst du für einen Moment die etwas kühlere Luft an deiner Nasenspitze wahr und schon streift diese Luft an den Innenwänden der Nasenflügel entlang, sie wird hier gereinigt und auf Körpertemperatur gebracht. Sie fließt durch den Hals in die Lungen, füllt die Lungen, der Oberkörper dehnt sich aus, während das Zwerchfell in den Oberbauch abgedrängt wird, der sich etwas wölbt. Du atmest während deiner Beobachtung ruhig weiter, die Vorgänge wiederholen sich bei jedem Atemzug.
Nach einer winzigen Atempause wird das Ausatmen eingeleitet. Das Zwerchfell schwingt zurück, unterstützt die Lungen beim Leeren und die Luft tritt als warmer, etwas feuchter Hauch aus der Nase nach außen.
Betrachte einige Male deinen Atem wie er geht und wie er kommt.
Du brauchst nichts dazu zu tun, diese Lebenskraft ist ein Geschenk.